Verlagsarbeit : Sammlerhobby

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Romanserie 'Perry Rhodan' als eine von vielen Groschenheftserien gestartet ist. Im herausgebenden Moewig-Verlag machte man sich damals keine Gedanken, ob etwas als Auflage oder Ausgabe zu bezeichnen oder gar zu kennzeichnen gewesen wäre. Erfolg am Markt war einzige Priorität.

So benutzte der Moewig-Verlag Begriffe wie "Auflage" und "Ausgabe" wie es für den Markterfolg am nützlichsten war. Und auch nach späteren Verlagsübernahmen wurde diese Vorgehensweise beibehalten.

Für viele ist die Serie zu einem Sammelgebiet, für manche darüber hinaus zu einem Interessengebiet geworden über das man genaueres herausfinden möchte. In diesem Zusammenhang ist es angebracht, einige Begriffe klar zu definieren um sie dann in Einklang mit der Terminologie auf Verlagsseite und in Sammlerkreisen zu bringen.

Werfen wir einen Blick in die Wikipedia. Zitat: "Der Begriff Auflage bezeichnet im Verlagswesen zum einen die Nummer einer Auflage (Erstauflage, Nachdruck etc.), zum anderen die Zahl der auf einmal – in einem Druckvorgang – produzierten Exemplare von Publikationen.... Wenn sich die Aufmachung oder der Inhalt einer Auflage von anderen Auflagen desselben Werkes unterscheidet, spricht man auch von einer Ausgabe." Zitatende

Im Moewig-Verlag hat man sich in den ersten Jahren der Serie sicher nicht für solche Feinheiten interessiert. Im Rahmen des Phasenvertriebes und um die große Nachfrage nach der neuen, erfolgreichen Serie zu bedienen, mussten für den Vertreib fehlende Exemplare schnellstens nachgedruckt werden. Der Verlag musste sein Eisen schmieden solange es heiß war! Druckaufträge wurden erteilt, die Hefte "neu aufgelegt". Natürlich wurden solche nachträglich eiligst angefertigte Nachauflagen nicht mit dem (eigentlich korrekten) Vermerk "2. Auflage" oder bei Heftnummern die nochmals gedruckt werden mussten "3. Auflage" usw. versehen.

Die vom Verlag (später) verwendete Bezeichnung '1. Auflage' ist der offizielle Name für die Erstausgabe der Perry Rhodan-Serie. Von dieser Erstausgabe bezeichnen heute Sammler wiederum nur die Erstauflage als 'Ur-Auflage' und alle weiteren Auflagen als 'Nachauflage'. Was zeigt, dass es heute schon interessiert, zu welcher Auflage ein Heft wirklich gehört.

Fünf Jahre später entschieden sich die Verantwortlichen für eine regelmäßige Zweitverwertung. "Neu überarbeitete 2. Auflage" war für ein erfolgreiches Marketing die natürlich wesentlich besser geeignete Überschrift als der korrektere Begriff einer Zweitausgabe. Dass es Jahre vorher schon zu inoffiziellen Zeit- oder Drittauflagen gekommen war, störte da niemanden. Der Name '2. Auflage' ist etabliert, nicht aber korrekt.

Ein knappes Jahr später müssen noch erhebliche Lagerbestände von dieser '2. Auflage' existiert haben. Der Verlag wollte diese durch eine, offiziell '3. Ausgabe' genannte, weitere wöchentliche Marktplatzierung loswerden. Der Clou bei dieser, sogar auch korrekterweise Drittausgabe zu nennenden Veröffentlichungsreihe war, dass die Ladenhüter der '2. Auflage' per aufgeklebtem blauen Oval als Exemplare der '3. Ausgabe' getarnt wurden. Die '3. Ausgabe' ist aber bei vielen Nummern nachgewiesenermaßen eine echte Neuauflage. Einzelne Nummern, von denen für eine flächendeckende Belieferung zu geringe Lagerbestände vorhanden waren, wurden mit dem blauen Oval "3. Ausgabe" real gedruckt, also neu aufgelegt. Wollte man dem Sprachgebrauch des Verlages konsequent folgen, wären diese Exemplare schon die ersten einer '3. Auflage'.

Diese wohl insgesamt erfolgreiche Strategie, die Perry Rhodan-Saga immer wieder nachgewachsenen Zielgruppengenerationen in Serienform zugänglich zu machen, wurde in den Jahren 1973 ('3. Auflage', korrekt Viertausgabe), 1977 ('4. Auflage', korrekt Fünftausgabe) und 1982 ('5. Auflage', korrekt Sechstausgabe) wiederholt.

Aus alledem ergibt sich, dass die sogenannte 'Unbekannte Auflage' eigentlich eine 'Unbekannte Ausgabe' ist.

Und es gibt noch weitere Sonderausgaben wie z.B. die sehr schön gemachten Paperbacks von besonderen Heften im Rahmen der 'Gold Edition' aus dem HJB-Verlag. Da "Edition" "Ausgabe" bedeutet, ist der Name zutreffend.

Die wohl am häufigsten vorkommende Sonderausgabe dürfte die 1988 erschienene Faksimileausgabe der Nummer 1 als Erstausgabe sein. Ein Verkäufer hatte einmal beim Verlag nachgefragt, ob sein Heft zur '1. Auflage' gehören würde. Der Verlag schrieb (sinngemäß) zurück "wenn auf der Titelseite keine Auflage angegeben ist, ist es ein echtes Heft der ersten Auflage". Diese Antwort hätte nicht falscher sein können, wurde aber zitiert und so kam es, dass der relativ geringwertige Nachdruck im Juni 2005 für damals unglaubliche 46,12 € auf eBay verhökert wurde!

Fazit:

Entscheidende Faktoren für Sammler sind zunächst einmal die Echtheit und dann das Alter des gesuchten Objektes. Dieses lässt sich über die Zuordnung zu einer Ausgabe (und ggf. noch zu einer Auflage) bestimmen. Durch eine möglichst genauen Klassifizierung dieser Zuordnungen können Aussagen über die Seltenheit gegeben werden. Angebot und Nachfrage bestimmen danach den Preis.

Im Falle der Perry Rhodan Romane können keine genauen Angaben über die Menge oder den Zeitpunkt nicht deklarierter Auflagen gegeben werden. Lediglich die Zuordnung zu einer Ausgabe kann relativ genau erfolgen.

Natürlich aber wird auch der pingeligste Detailsammler an den offiziellen Bezeichnungen für die verschiedenen Ausgaben ('1. - 5. Auflage' und '3. Ausgabe') festhalten müssen. Für das Verständnis, ob es sich um eine eigene Edition oder lediglich um eine (identische oder leicht veränderte) Nachauflage zur Bereitstellung der für eine bestimmte Vertriebsphase oder für Nachbestellungen beim Verlag benötigten Stückzahl einer Heftnummer handelt, scheinen mir diese Betrachtungen dennoch wichtig gewesen zu sein. Sie machen deutlich, warum manchmal verschiedene Ausführungen einzelner Heftnummern einer eigentlich identischen Ausgabe existieren und wie sie für den Sammler einzuordnen sind.

Durch die Produktion nicht deklarierter Auflagen haben sich für den Sammler interessante und wie man anhand der 'Unbekannten Auflage' feststellen kann, durchaus begehrte Variationen ergeben.

 

 

Kontakt: jason(at)pumbasimba.de